Die Siefersheimer Kräuterhexen bitten zu Tisch. Eine gute Nachricht: Teufelskrallen werden nicht zubereitet!
Dieses reich bebilderte Buch von den "Siefersheimer Kräuterhexen" enthält 20 Kräuterporträts und ingesamt 100 Rezepte, in denen Kräuter eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Bei den fokussierten Kräutern handelt es sich um: Bärlauch, Basilikum, Beifuß, Brennessel, Dost, Gänsefuß, Giersch, Holunder, Knoblauchsrauke, Löwenzahn, Minze, Rosmarin, Rucola, Salbei, Sauerampfer, Scharfgarbe, Thymian, Vogelmiere, Waldmeister und Zitronenmelisse.
Steckbriefartig erhält man jeweils Infos zu Anbau und Standort, zur Saison, zu den Pflanzenteilen, die man verwenden kann, zum Geschmack und erfährt, zu welchen Speisen man das jeweilige Kräutlein in der Küche verwenden kann. Anschließend werden die einzelnen Kräuter sehr gut charakterisiert und man erhält zudem kurzweilig zu lesende Hexeninfos, Hexentipps und Hexenanekdoten.
Beispiel für eine Hexeninfo: "Die Blätter der Bärlauchpflanze ähneln denen des giftigen Maiglöckchens. Beim Sammeln sollten sie deswegen auf den Knoblauchgeruch achten, der spätestens beim Zerreiben der Blätter zwischen den Fingern entsteht." (S. 7)
Beispiel für einen Hexentipp: "Holunderblütensirup schmeckt sehr gut mit Sekt vermischt als sommerlicher Apèritif" (S.63)
Beispiel für eine Hexenanekdote: "Holunder galt früher als Schutzbaum für Haus, Hof und Familie. Die Menschen dachten, dass die Seelen der verstorbenen im Strauch säßen und jederzeit bereit wären, die Familie zu beraten und zu beschützen. Um dem Holunder Respekt zu zollen, haben Männer beim Vorbeigehen deswegen ihren Hut gezogen und Frauen einen Knicks gemacht."(S. 59)
Zu jedem der genannten Kräuter wird mit delikaten Rezepten aufgewartet, die gut gegliedert und ebenso gut erklärt werden. Auf das Mehl in der "Sonnigen Kräutercremesuppe" verzichte ich allerdings. Die Suppe ist auch so cremig genug, schmeckt jedoch einen Tick eleganter ohne das Mehl. Die Mischung aus Brennessel- und Gierschblätter ist sehr delikat.
Loben möchte ich das Rezept "Wilde Forelle mit Dostblüten à la Karin". Die Siefersheimer Kräuterhexen zeigen wie man "Dostblütenessig", den man zu diesem Gericht benötigt, herstellt. Der Essig mit den Dostblüten sieht in einer Glasflasche ausgesprochen dekorativ aus.
Gänsefuß habe ich bislang immer als Plage im Garten begriffen. In Indien und in Westhimalaya ist die "Melde" (andere Bezeichnung für Gänsefuß) allerdings sehr beliebt und wird dort sogar kultiviert. "Rinderrouladen mit Gouda- Gänsefuß-Füllung" finde ich interessant. Das Gericht schmeckt nach alten Zeiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass man eine solche Kreation in Holland während des Barockzeitalters bereits kannte.
Ein Freund von mir liebt Giersch und schwört auf dessen gesundheitlichen Nutzen. Giersch enthält viel Vitamin C, Eisen und Kalium. Wer Giersch sammelt, sollte sich allerdings auskennen, denn er hat diverse giftige Doppelgänger, so etwa den Schierling und den Riesen-Bärenklau. Lässt man den gebratenen Speck weg, sind die "Gierschkartoffeln" ideal für die Frühjahrskur. Die Bratkartoffel, die in Rapsöl geröstet werden, mischt man mit geriebenem Bergkäse und Gierschstreifen und brät sie solange weiter bis der Käse geschmolzen ist.
Holunder, auch Fliederbeere genannt, ist reich an Vitamin C und eignet sich für Süßspeisen. Dass man Holunder in der Roten Grütze verwenden kann, wusste ich bislang nicht. Besonders gefallen hat mir das Rezept "Holunderbeercreme mit Birnensauce", das zusätzliche Aromen durch Rotwein und Créme de Cassis erhält. Dies ist ein passendes Dessert nach Wildgerichten.
Knoblauchsrauke kannte ich bislang nicht. Jetzt weiß ich, wo sie wächst und wie sie schmeckt und werde sie demnächst in dem "Herings-Kartoffelsalat" verwenden, den die Siefersheimer Kräuterhexen ins Buch gezaubert haben. Probieren auch werde ich den "Löwenzahnsalat mit Löwenzahnhonig-Walnussöl-Dressing", nicht nur weil mir das Rezept raffiniert erscheint, sondern auch weil Löwenzahn, wie man erfährt, ein wertvoller Vitaminlieferant ist.
Gelungen ist die Kreation" Sekt mit Minze, Limette und Holunder", mit der man im Sommer gerne Freunde empfängt.
Sehr angetan bin ich von den Salbeigerichten. Wie man erfährt gibt es übrigens 1000 verschiedene Salbeiarten. Die Salbei-Möhren eignen sich sehr gut als vegetarische Vorspeise. Die "Schweinelende mit zweierlei Salbei" kommt in ihrer Weißweinsauce fast mediterran daher, insbesondere wenn man der Sauce noch etwas Knoblauch gönnt.
Gefreut habe ich mich, dass die Hexen den Sauerampfer nicht vergessen haben. Ich liebe Sauerampfer seit ich die erste "Grüne Sauce" probiert habe. Lecker schmeckt der "Sauerampferdip zu neuen Kartoffeln", der sich gut zur Frühjahrskur eignet.
Noch habe ich nicht die geringste Vorstellung davon, wie Scharfgarbe schmeckt. Ab März kann man sie auf Wiesen und an Wegrändern ernten. Da sie einen leicht bitteren Abgang haben soll, sollte man sie beim Würzen sparsam einsetzen.
Erwähnen möchte ich noch die Vogelmiere, die als Wildkraut auch im Garten wächst und aus der man beispielsweise ein leckeres "Hexenpesto" herstellen kann. Dieses besteht aus 300 g Vogelmiere, 2 Knoblauchzehen, 300 ml Sonnenblumenöl, 100 g Sonnenblumenkerne, sowie Salz und Pfeffer. Wie man daraus ein Pesto macht, erfahren Sie auf Seite 139 des vorliegenden Buches.
Ein informatives, gelungens Buch mit soliden Rezepten, die man problemlos nachkochen kann, auch wenn man keine Kräuterhexe, sondern nur eine Gewitterhexe ist.:-))
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